„Ganter gesehn“ beim Birdrace 2021!

Am Samstag den 8. Mai 2021 fand zum wiederholten mal der „Tag der Vogelartenvielfalt“ statt. In Ganderkesee haben erstmalig die Vereine Fuhrenkamp-Schutzverein,  NABU-Ortsgruppe Ganderkesee und die Gesellschaft der Freunde des Hasbruchs, für die auch als das „Birdrace“ bekannte Veranstaltung, ein gemeinsames Team zusammengestellt.

Das „Birdrace“ wird am Veranstaltungstag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang durchgeführt. Die drei Naturschutzvereine wollten die Vielfalt der Vogelwelt in der Gemeinde Ganderkesee dokumentieren.

Team „Ganter gesehn“

Da es üblich ist, jedem Team einen  besonders sinnträchtigen Namen zu geben, haben sich die Mitglieder auf das Team „Ganter gesehn“ geeinigt. Der Ganter im Beitragsbild darf leider nicht mitgezählt werden. An der Welsburg in Bergedorf konnten wir aber Kanada-, Nil- und Graugans beobachten und zählen.
Auf Grund der Corona-Regeln waren jeweils 1 bis 2 Personen auf  getrennten Routen unterwegs, haben Vogelarten notiert und am Ende des Tages die Ergebnisse zu einem Gemeindeergebnis des Teams „Ganter gesehn“ zusammentragen! Aus ökologischen Gründen erfolgt die Datensammlung ohne PKW, also ausschließlich als Radtour oder zu Fuß.

Team „Ganter gesehn“, von links nach rechts: Manfred Kunterding, Volker Kropik, Marten von Seggern, Horst Himmelskamp, Heiko Ackermann, Foto: Hans Fingerhut

Erwartungen

Horst Himmelskamp der Vertreter des Fuhrenkamp-Schutzvereins sagt: „Wir hoffen, möglichst viele der zuletzt in den Jahren 2012 bis 2014 im Gemeindegebiet dokumentierten 122 Vogelarten anzutreffen. Das Ergebnis zur Vogelkartierung kann im Buch Ganderkesee aus der Vogelperspektive nachgelesen werden.
Allerdings hält das aktuell kühle Wetter einige Sommergäste noch von ihrem Standort fern. Für Wachtel, Gelbspötter und Wespenbussard könnte es noch zu früh sein“. Heiko Ackermann, von der Hasbruch-Gesellschaft ergänzt: „Das Ziel unserer Raderkundung liegt beim Erreichen von mehr als 60 Arten im Gemeindegebiet. Am Samstagabend wird das Gesamtergebnis eingereicht, da sind wir sehr gespannt“.

Das Rennen

Da wir aus ökologischen Gründen ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs waren, haben wir mit Sicherheit nicht jede Vogelart aufgespürt. Trotzdem war es eine einmalige Erfahrung wieder einmal die Vielfalt der heimischen Vogelwelt zu erkunden. Die Welt hört sich kurz nach Sonnenaufgang ganz anders an, kein Autolärm dafür ein tolles Vogelkonzert. Bei wirklich günstigem trockenem Wetter, mit wenig Wind konnten viele Arten angetroffen werden. Auch wenn sich das Team „Ganter gesehn“ coronabedingt in drei Gruppen aufteilen musste, sind wir quasi in fast jede Ecke des 380 km² großen Gemeindegebiets vorgestoßen.
Auf getrennten Routen haben die drei Teile des Teams Vogelarten notiert und am Ende des Tages die Ergebnisse zu einem Gemeindeergebnis des Teams „Ganter gesehn“ an die Organisatoren gemeldet.

Team Nord

Das Team Nord von „Ganter gesehn“ bestehend aus Heiko Ackermann (Hasbruch-Gesellschaft) und Marten von Seggern (NABU-Ortsgruppe), welches nördlich der A28 unterwegs war, konnte auf seiner Tour insgesamt 82, teilweise ganz besondere, Arten sichten. Heiko Ackermann: „Angefangen von der Gebirgsstelze an der Elmeloher Wassermühle und den anderen wasserliebenden Arten an der Welse, ging es durch das landwirtschaftlich geprägte Gebiet zwischen Almsloh und Grüppenbühren. Dort flogen unter anderem die ersten Schwalben und Arten, wie der Gartenrotschwanz und die Dorngrasmücke, die ihren Gesang angestimmt hatten.“

Nach dem Durchqueren des Hasbruchs, unter anderem mit dem Waldlaubsänger, führte der weitere Weg das Team über Hohenböken zum Sielingsee und ins Hohenbökener Moor. Dort gab es zum Teil völlig unerwartete Begegnungen mit Steinschmätzern, Schwarz- und Blaukehlchen sowie einem Flussuferläufer. Besonders freuten sich die Vogelsucher dort über die gerade aus dem Winterquartier heimgekehrten Wachteln.

Ernüchterung am Sannauer Helmer

Eine große Ernüchterung folgte anschließend am üblicher Weise artenreichen Sannauer Helmer. Die aktuell Richtung Norden durchziehenden Vögel machen, angesichts der auch am Wochenende laufenden Bauarbeiten für die Windräder, anscheinend einen großen Bogen um das Gebiet. Am Nachmittag konnten der Tagesliste noch etliche Arten, unter anderem am Tonstich in Rethorn und im Stenumer Holz hinzugefügt werden. Wie zuvor vorausgesagt, waren im Nordbereich der Gemeinde einige Arten, wie Gelbspötter und Wespenbussard noch nicht an ihre Vorjahresstandorte zurückgekehrt.

Team Süd

Südlich der A28 waren zwei Teams auf Tour. Zum einen Volker Kropik (NABU-Ortsgruppe), zum anderen Dr. Manfred Kunterding und Horst Himmelskamp (beide Fuhrenkamp-Schutzverein). Das Team Süd war mit insgesamt 72 Arten ebenfalls sehr erfolgreich. Im Bereich der Geest konnten unter anderem vier Spechtarten (Grün-, Bunt-, Mittel- und Schwarzspecht), Turmfalke, Baumpieper und Steinschmätzer beobachtet werden. Weiterhin wurde eine Rohrweihe, eine eher seltene Greifvogelart, beobachtet. Mit viel Glück konnten in den großen landwirtschaftlichen Nutzflächen noch einige der mittlerweile selten gewordenen Rebhühner verzeichnet werden.

Dagegen wurde im gesamten Südbereich, im Unterschied zum Norden, kein einziger Kiebitz gesichtet. Die Kiebitze brüten aktuell eigentlich schon.
Im äußersten Gemeindesüden, jenseits der B213 waren am Ende des Tages drei singende Nachtigallen das Highlight und der krönende Abschluss des Tages.

Fazit

Unterm Strich kam das Team „Ganter gesehn“ auf 95 verschiedene Vogelarten. Dies war deutlich mehr als die angepeilten 60. Das Fazit, der im Team „Ganter gesehn“ geeinten drei Naturschutzvereine des Gemeindegebiets zu der Veranstaltung, fällt extrem positiv aus. Michael Müller vom Fuhrenkamp-Schutzverein spricht sich für eine Fortsetzung der Aktion im nächsten Jahr aus. „Auch wenn eine Schnelltour durch die Gemeinde keinen wissenschaftlichen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllt, wird durch so eine Aktion bei unseren Mitgliedern die Motivation für die weitere praktische Naturschutzarbeit sehr gefördert.“

NABU-Vorsitzender Hans Fingerhut ergänzt: „Viele Mitglieder haben bei uns mit dem Team mit gefiebert und schon Anfragen zu den Artenlisten gestellt. Auf unserer Homepage haben wir einen kleinen Videobeitrag zur Nordtour eingestellt. Arten, wie die Nachtigall finden teilweise in wenigen hundert Quadratmeter großen Arealen geeignete Lebensräume. Hier müssen wir dringend auf die Erhaltung solch wertvoller Biotope zur Erhaltung der Artenvielfalt achten.“

Heiko Ackermann stellt für die Hasbruch-Gesellschaft fest, dass die vielfältigen Lebensräume im Gemeindegebiet zu dem herausragenden Ergebnis beigetragen haben. Neben den vogelreichen Waldgebieten, finden sich die Problemarten aber eher an Waldrändern und im landwirtschaftlich genutzten Bereich. Mehr als 10 der beobachteten Vogelarten finden nach den letzten vorliegenden Erhebungen zum Brutvogelbestand in der Gemeinde Ganderkesee keine geeigneten Brutmöglichkeiten und müssen auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die Familiengründung leider weiterziehen.