Aus- und Einblicke!

  1. Porträt: Feldhase

Ab sofort erscheinen hier wöchentlich Kurzporträts von wildlebenden, heimischen Tieren. Die dazugehörigen Fotos wurden von einem Hochsitz im Naturschutzgebiet „Huntloser Moor“ in der Gemeinde Großenkneten gemacht.
Zu Ostern dreht sich alles um den Hasen, der angeblich die Ostereier bringt. Stimmt das?

Mit dem Naturfreund unterwegs

Der Kreisnaturschutzbeauftragte Max Hunger nimmt uns mit in „sein“ Revier. Vom Hochsitz im Naturschutzgebiet „Huntloser Moor“ hat er die Tiere fotografiert und stellt sie in kurzen Porträts vor.
Das Naturschutzgebiet liegt in der Gemeinde Großenkneten, zwischen den Ortschaften Huntlosen und Großenkneten, hat eine Größe von ca. 150 ha, war früher ein Moor, was sich aber in den letzten Jahrzehnten zu einem reinen Birken-Erlenwald entwickelt hat.

Der Hase (lat. Lepus europaeus)

1. Tierporträt, Junger Feldhase, Foto: Max Hunger

Hase und Kaninchen können schon mal verwechselt werden. Viele sagen, die Größe wäre entscheidend, das trifft häufig nicht zu. Aber es gibt Merkmale, die unverwechselbar sind und die auch der Ungeübte leicht erkennen kann. Der Feldhase lebt wie der Name schon sagt, in der freien Kulturlandschaft und hat sich mit den aktuellen Gegebenheiten in seinem Lebensraum halbwegs angefreundet. Er liegt tagsüber in einer kleinen Erdmulde („Sasse“), wo auch sein Nachwuchs (2-4) als Nestflüchter nach ca. 43 Tagen Tragzeit zur Welt kommt. Ein Nestflüchter kann schon sehen und hat vollständiges Fell.

Hase oder Kaninchen?

Wildkaninchen, Foto: Max Hunger
Feldhase, Foto: Max Hunger

Feldhase in Sasse, Foto: Max Hunger

Die unverwechselbaren Kennzeichen des Hasen sind die schwarzen Striche hinten an den Ohren und der kurze Schwanz verläuft bei der Flucht parallel zum Boden. Bei Gefahr drückt er sich in seine Sasse (s. Foto oben), macht sich klein, wartet ab. Wenn die Gefahrenquelle näher kommt, hat er zwei Taktiken parat, die er anwendet. Er bleibt solange liegen, bis die Gefahr vorüber ist oder er steht im letzten Moment auf, nutzt das Überraschungsmoment, schlägt dann einige Haken und schüttelt seinen Verfolger erfolgreich ab. Als guter Ausdauerläufer kann er dabei auch größere Strecken zurück legen.

Das Wildkaninchen (lat. Oryctolagus cuniculus) hat eine Tragzeit von ca. 29 Tagen und bringt seine 5-8 Jungen nackt und blind in einer Erdhöhle zur Welt. Als Sprinter entfernt er sich selten weit von seinem Bau und bei Gefahr flüchtet es mit aufgestelltem Schwanz in sein unterirdisches Versteck.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der beiden Hasenartigen ist die Art und Weise der Entsorgung von Exkrementen. Das Kaninchen benutzt bestimmte Stellen, wo es seine kleinen „Köddel“ ablegt, eine Art Toilette, Feldhasen sind eher, um im Coronajargon zu reden, Superspreader, sie streuen ihre Hinterlassenschaften querbeet. Aber auch bei deren Größe könnte man selbst mit viel Wohlwollen, nicht von Eiern reden!

Osterhasen und andere Eierboten!

Warum gerade der Hase zu Ostern die Eier versteckt, lässt sich nicht eindeutig erklären. Diese Geschichte wird jedenfalls hier bei uns im Landkreis Oldenburg seit vielen Jahren erzählt. Es gibt aber durchaus in anderen Gegenden Tiere, die denselben Job hatten: in Tirol ersetzt die Henne unseren Hasen, in der Schweiz ist es der Storch, in Bayern teilen sich Fuchs und Hahn diese Aufgabe, in Thüringen wird der Kuckuck verantwortlich gemacht. In unserem östlichen Nachbar-(bundes)-land muss der Ursprung der Legende wohl an einem späten Ostertermin gelegen haben. Denn der Zugvogel kommt immer erst Ende April zu uns, der Zeitraum, wann Ostern liegt, variiert sehr stark von Ende März bis fast Ende April, die Zugzeit beim Kuckuck aber nicht!

Mehrere Gründe sprechen jedoch für den Hasen als Symbolfigur. Zu Ostern wurde schon seit vielen Jahrhunderten immer Brot gebacken, das nach Fertigstellung die Form eines Osterlamms haben sollte. Da hat wohl jemand mal nicht aufgepasst, das Brot blieb zu lang im Backofen und hatte später Ähnlichkeit mit einem Hasen. Und schon nahm das Schicksal seinen Lauf. Hinzu kommt wohl auch die Länge des lateinischen Namens, beim Kaninchen fast unaussprechlich, beim Hasen kurz und einprägsam! Und dann helfen auch die Maitres de Chocolatier aus der Schweiz, die die Hasen aus Schokolade zaubern und beim Verzehr derselben, sich Glückshormone im Hirn bilden und so ganz nebenbei der Hase als Osterfigur sich in den Köpfen manifestiert.