Die Wiesenweihe, die im letzten Jahr schon in der Gemeinde Großenkneten in einem Weizenfeld gebrütet hat, ist auch 2022 der Gemeinde treu geblieben, hat sich aber ein Gerstenfeld als Brutplatz auserkoren. „Eigentlich eine schlechte Entscheidung“, so Kreisnaturschutzbeauftragter Max Hunger, „denn Weizen wird im August geerntet, Gerste aber schon im Juli. Da sind die Jungen noch nicht flügge!“
Jetzt musste schnell gehandelt werden: Landwirt, UNB (Untere Naturschutzbehörde) und NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) informieren, Brutplatz großflächig markieren, Entschädigungsvertrag abschließen und täglich aus sicherem Abstand das Geschehen am Nest beobachten. Kurz vor der Mahd wurde der Nachwuchs noch beringt. Am Tag der Ernte flogen die beiden Jungvögel dann selbständig aus dem Gefahrenbereich, hielten sich in der Nähe auf und wurde von den Altvögeln mit Futter (Mäuse u.a.) versorgt. Soweit so gut.
Zweites Paar oder zweite Brut?
Zwei Wochen später bekam Max Hunger eine Nachricht von einem Jungjäger, der auf einem benachbarten, abgeernteten Gerstenfeld noch ein Junges entdeckt hatte. Schnell wurde der Bewirtschafter der Fläche erfolgreich gebeten, eine Insel um den am Boden sitzenden Vogel nicht zu pflügen. Ein Elternteil kreiste meistens am Himmel, um die schwarze Fraktion (Rabenvögel) davon abzuhalten, den Nachwuchs zu attackieren, der zweite besorgte das notwendige Futter. Schon nach kurzer Zeit wurde die junge Wiesenweihe dann am Feldrand entdeckt, wo sie auch wohl in der Nacht im Brombeergestrüpp genügend Deckung fand, um nicht von Prädatoren entdeckt zu werden. Mittlerweile ist auch sie flügge, muss aber noch lernen, Mäuse zu jagen.
Eine mögliche Erklärung:
„Als ich das erste Mal die Wiesenweihen beobachtet konnte, habe ich deutlich, wenn auch aus größerer Entfernung, 2 Männchen und ein Weibchen gesehen. Das eine Paar hat sich dann im Gerstenfeld häuslich eingerichtet und ich konnte aus sicherer Entfernung ein paar schöne Fotos schießen. Auch die Übergabe der Beute in der Luft war mehrfach spektakulär anzuschauen (s. auch https://www.fuhrenkamp-schutzverein.de/weihe-im-landkreis-oldenburg/ )
Von einem zweiten Paar weit und breit nichts zu sehen. Nach der Größe des dritten Jungen zu urteilen, muss ein zweites Brutpaar als „Verursacher“ angenommen werden, denn Entwicklungszustand des Jungvogels und Entfernung zum Brutplatz des anderen Paares sprechen eindeutig dafür. Merkwürdig ist nur, das niemand die Vögel am Himmel hat kreisen sehen wie beim ersten Paar“, wundert sich Max Hunger, der auch die Beringung veranlasst hat. „Trotzdem sehr erfreulich, wenn es in Großenkneten schon 2 Brutpaare gibt. Landesweit waren nach Angaben des NLWKN im vergangenen Jahr ca. nur 80!
Chronologie der Weihenentwicklung: